Gedanken einer Busreise
5 Stunden Fahrt vom Norden in die Mitte Thailands bieten genügend Zeit, um die Gedanken kreisen zu lassen, Erlebtes zu reflektieren und darüber zu sinnieren. Seit mehr als zehn Tagen bin ich nun im Land des Lächelns. Schon mein erster Gedanke, über den es sich länger nachzugrübeln lohnt.
Thais lächeln immer und überall!? Ich bezeichne mich selbst auch als Frohnatur, aber so viele lächelnde Gesichter waren sogar mir anfangs unheimlich. Oberflächliche Höflichkeit war mein erster Gedanke, den ich jetzt etwas revidieren muss: Thais sind wirklich absolut freundlich und äußerst hilfsbereit, aber das Lächeln ist schwierig zu erklären…
Ein Lächeln wird in unsere Kultur besonders mit den Eigenschaften Glücklichkeit, Zufriedenheit und Unbeschwertheit assoziiert. Aber es hat auch etwas Kindliches und Naives. Und dieses kindliche, nicht bedrohliche Lächeln nimmt mir als Touristin die Angst vor der exotischen Fremde. Das Lächeln bedeutet für mich Gastfreundschaft und Herzlichkeit.
Und plötzlich befindet man sich in einem ganzen Land voller Gastfreundschaft und Herzlichkeit – man ist der “Einsamkeit und Unfreundlichkeit” der eigenen Gesellschaft kurzweilig entflohen.
In Thailand wird tatsächlich viel gelächelt, aber dort hat das Lächeln zum Teil ganz andere Funktionen als bei uns. Mit einem entwaffnenden Lächeln werden hier häufig problematische und angespannte Situationen bewältigt und Konflikte entschärft – was psychohygienisch natürlich nicht immer von Vorteil ist (weitere Infos dazu geben euch meine Haus- und Hof-Psychologen Alex & Klee bestimmt gerne). Natürlich wird auch um des Lächeln-Willens gelächelt. Auch wenn das Lächeln zu interkulturellen Missverständnissen führen kann, zähle ich mich knapp 2 Wochen nach Ankunft selbst zu den “Dauerlächlern” und fühle mich wohl, dem Ernst der Dinge, mal nicht Vorrang zu geben.
Fällt der Name Thailand ist meist vom “märchenhaften Königreich” die Rede, von “goldenen Tempeln und Buddhas”. “Bergvölker, die im Einklang mit der Natur leben, Tänzerinnen, die anmutig ihre Körper bewegen, Mönche in safranfarbenen Roben – gänzlich in der Meditation versunken.”
ALLES RICHTIG, denn all diese “Klischees” gibt es tatsächlich. Sie sind weder erfunden, noch irgendwie überzogen… Sie sind REAL!
Ein märchenhaftes Königreich ist Thailand ganz bestimmt, auch wenn es politisch vielleicht nicht so idyllisch sein mag, König Bhumibol Adulyadej der Große, Rama IX. “regiert” sein Land mit Güte und zeigt sich eng mit seinem Volk verbunden.
Egal in welcher Ecke des Landes, ob Stadt oder Dorf – der Buddhismus hat seinen festen Platz in der sozialen Struktur und prächtig ausgeschmückte goldene Tempel (Wat) und Buddhas gehören einfach ins Landschaftsbild. Die religiösen Tempel sind einzigartig: wunderschön, beeindruckend und anmutend. Der Wat ist das geistige und soziale Zentrum des Dorfes/der Stadt – es ist Waisenhaus, Altersheim, Schule und Kloster zugleich.
Auf Schritt und Tritt trifft man in Thailand auf Mönche. Viele oder die meisten männlichen Thais gehen einmal im Leben für mindestens 3 Monate (während der Regenzeit) in ein Kloster. Das buddhistische Mönchs- und Nonnenleben ist oft asketischer als das in christlichen Orden. Die unterschiedlichen Farbtöne der Kleidung von Orange bis Braun kommen von den einzelnen Schulen, wobei es im Buddhismus nur einen Orden gibt, auch wenn die Lebensweisen zum Teil recht unterschiedlich sein können. Orange ist die Farbe der höchsten Stufe der menschlichen Erleuchtung. Gelübde werden im Buddhismus nur für die Zeit des Ordensaufenthalts abgelegt und so kann der Orden jederzeit verlassen und ihm auch wieder beigetreten werden.
Unendlich vieles gibt es noch über die Religion, das Geisterglauben, verschiedene Orakel, Kulte und Traditionen zu erzählen, allerdings lasse ich das Land und das Leben hier noch etwas auf mich wirken, bevor ich mich daran mache, mehr davon zu “verstehen”.
Auch das Klischee der Bergvölker, die Mitten im Regenwald leben, gibt es, wie man an Hand der Padong (Volk der Karen) zu sehen glaubt. Aber in Thailand ist nicht alles so, wie es scheint – denn diese Minderheiten werden hier wohl eher als Touristenattraktionen benutzt, statt integriert.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, Thailand muss wohl das Schlaraffenland (gewesen) sein. Auf jedem Zentimeter Erde wachsen gewaltige Bäume und Sträucher, Bambus, Gräser und Blumen, Orchideen und Kakteen, Bananen, Papayas, Avocados, Mangos. Wenn man durch die vielen Märkte schlendert, finden sich Obst- und Gemüsesorten, die ich noch nie gesehen habe.
Ja, dieses Land ist einzigartig, auf seine ganz bestimmte Art und Weise.
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